Interview mit Maximilian Pollux - Gründer @ Sichtwaisen e.V.

Shownotes

Ist lügen im Vorstellungsgespräch ok?

Mit dieser Fragestellung beschäftige ich mich seit über 1 Jahr – und zwar ernsthaft.

Vorneweg: Persönlich habe ich hierzu eine sehr klare Haltung: Lügen ist keine Option. Ende aus. Klare Sache!!
Warum werfe ich trotzdem diese Frage in den Raum?

Ich habe in den vergangenen Jahren durch meine Seminare jede Menge Menschen kennengelernt, die sehr außergewöhnliche Lebensläufe hatten.

Angefangen bei Drogendealern, Prostituierten, Bandenzugehörigkeit, Knast-Vergangenheit, kriminelle Handlungen, Überfälle etc.
Viele von ihnen hatten dann ein sog. AHA-Erlebnis und sind daraufhin „aufgewacht“ und haben sich entschieden, dass sie ihr Leben anders gestalten wollen und müssen.

Infolgedessen haben sie sich einen Job bspw. in Sales gesucht und die meisten von ihnen sind danach raketenmäßig durchgestartet.

Was mir bei diesen Menschen aufgefallen ist:

- Diese Profile gibt es häufiger als man ahnt.
- Sie haben wirklich aus ihren Fehlern und der Vergangenheit gelernt und leben heute nach einem anderen Standard.
- Sind sehr harte ArbeiterInnen.
- Sind teilweise sehr loyale TeamkollegInnen.
- Sie knicken nicht bei jeder Kleinigkeit ein und werfen sofort das Handtuch.
- Sind EXTREM dankbar für die Chance, die sie erhalten haben und geben infolgedessen Vollgas!

Die meisten haben mir offenbart, dass selbst ihre Arbeitgeber und KollegInnen NICHT wissen, dass das Teil ihrer Vergangenheit ist und sie haben in den Interviews schlichtweg lügen müssen, da sie wissen, dass sie KEINE faire Chance bekommen hätten.

Nun die andere Seite:

1. Lügen ist schlichtweg ein No Go und bildet keine akzeptable Grundlage für eine Beziehung – weder privat noch beruflich.
2. Ein Unternehmen möchte selbstverständlich wissen welche Vita ein MA hat und hat m.E. grundsätzlich auch das Recht die Wahrheit zu erfahren.
3. Gewisse Positionen fallen per Definition weg, da ein sehr hohes Maß an Integrität erforderlich ist
Und, und, und…die Liste ist lang.

Und trotzdem beschäftigt mich diese Fragestellung, da es auch hier unglaubliche Sales-Talente gibt, die sich in den Unternehmen integrieren, hart arbeiten, ihre Zahlen ehrlich hinstellen und zuverlässige Kollegen sind.

Sie mussten ihren Weg in die Unternehmen „reinlügen“.

Ich wollte dazu eine Einschätzung haben. Dafür habe ich Maximilian Pollux in meinen Podcast eingeladen, der selber 10 Jahre in Straubing in Haft saß und danach ein sehr erfolgreiches Business aufgebaut hat und viele wertvolle Insights in diesem Kontext teilt.

Meine Frage an Euch:
Sind wir in der Business/ Sales-Welt so weit, dass wir diesen Menschen eine FAIRE Chance geben und damit einen Neustart in eine „normale“ Arbeitswelt und in die Gesellschaft? Oder „müssen“ diese Menschen weiterhin lügen? Wie schätzt ihr das ein?

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